Skip to main content

ICH MACHE MIR UM
JEMANDEN SORGEN

Auf das Bauchgefühl hören

Vielleicht kennst du eine Person, der es schlecht geht, die Suizidgedanken hat oder äußert. Vielleicht hast du auch nur ein ungutes Bauchgefühl. Egal was dich beunruhigt- gut, dass du es ernst nimmst! Personen, die stark belastet sind und womöglich Suizidgedanken haben anzusprechen, fällt nicht immer leicht, aber deine Unterstützung ist ein wichtiger Schritt, der im Notfall Leben retten kann. Wir helfen dir dabei, wichtige Warnzeichen für Suizidalität zu erkennen und geben dir Tipps, wie du am besten mit der betroffenen Person in so einer schwierigen Situation umgehst.

Woran erkenne ich ob jemand in Gefahr ist?

Vielleicht hast du ein komisches Bauchgefühl oder ganz konkrete Sorgen um jemanden – Es ist nicht immer leicht zu erkennen, aber häufig geht Suizidalität mit Warnzeichen einher. So unterschiedlich, wie die Menschen, sind auch die Warnzeichen. Manche Anzeichen sind sehr deutlich und weisen auf eine erhöhte Gefahr hin. Andere sind eher versteckt oder ungewöhnlich und auch für Fachpersonen schwer zu erkennen. Wir geben dir einen Überblick und Beispiele zu den häufigsten Warnzeichen. Wichtig: sie können, müssen aber nicht auftreten.

Deutliche Warnzeichen

Es gibt einige ernste Zeichen, die auf ein hohes Suizidrisiko hindeuten. Wenn du sie bei der betroffenen Person bemerkst, solltest du sie unbedingt ernst nehmen. Such das Gespräch mit der Person und frag sie, wie es ihr geht. Keine Angst: direktes Nachfragen zu Suizidalität verschlimmert Suizidgedanken nicht.

  • Suizidankündigungen- oder Äußerungen
    • Die Person spricht darüber sterben zu wollen oder äußert direkt, dass sie sich umbringen möchte. Bsp.: „Ich wünschte, ich wäre tot“, „Ich will nicht mehr weiterleben“ oder „Ich werde mich umbringen“
  • Äußerungen von Aussichtslosigkeit
    • Die Person drückt unaushaltbare Belastung, Einsamkeit oder Hoffnungslosigkeit aus. Bsp.: „Ich halte das nicht mehr aus.“, „Ich wünschte ich wäre nie geboren“, „Ohne mich wären alle besser dran“
  • Sich stark mit dem Thema Tod oder Suizid beschäftigen
    • Die Person, schreibt, spricht, malt oder beschäftigt sich für sie ungewöhnlich häufig und intensiv mit dem Thema Tod und Sterben. Gerade wenn es dabei viel um den eigenen Tod geht, kann dies ein Warnzeichen sein.
  • Vorbereitung eines Suizids
    • Die Person unternimmt Vorbereitungen für den Suizid oder die Zeit danach. Zum Beispiel: Abschiedsbriefe schreiben, Suizidmittel besorgen, sich zu Suizidmethoden informieren, Verschenken wichtiger persönlicher Gegenstände (Schmuck, Bücher, hohe Geldsummen)

Weitere Warnzeichen

Manchmal gibt es auch etwas verstecktere Anzeichen dafür, dass jemand in Not ist oder vielleicht darüber nachdenkt, sich das Leben zu nehmen. Nicht jedes dieser Warnzeichen bedeutet für sich genommen schon ernste Suizidgefahr. Kommen jedoch mehrere zusammen, deutet das auf ein erhöhtes Suizidrisiko hin. Wenn du also plötzliche, untypische Veränderungen bemerkst oder beginnst dir Sorgen zu machen: Nimm dein Gefühl ernst und sprich es an. Für die betroffene Person, kann es gut sein, zu wissen, dass sich jemand für sie interessiert und ihr zuhören möchte.

  • Intensive negative Gefühle
    • Dazu gehören Gefühle von Hoffnungslosigkeit oder Verzweiflung, aber auch Ärger, Wut oder Rachephantasien
  • Riskantes Verhalten
    • Manchmal bringen sich Personen, die suizidal sind, absichtlich in Gefahr. Sowas kann etwa schnelles, unachtsames Autofahren aber auch Selbstverletzung sein
  • Erhöhter Alkohol- oder Drogenkonsum
    • Wenn eine Person häufig oder in gefährlichen Mengen trinkt oder konsumiert, kann das auf ein erhöhtes Suizidrisiko hindeuten, denn der Konsum schwächt die Impulskontrolle.
  • Rückzug oder Abbruch von Kontakten
    • Wenn eine Person, die sonst gesellig und offen ist, plötzlich Kontakte abbricht oder immer weniger zugänglich ist, kann es sein, dass sie stark belastet ist oder Suizidgedanken hat.
  • Reizbarkeit
    • Starke Gefühlsausbrüche, Gereiztheit und Aggressivität können Anzeichen für Not sein, die manchmal zu Suizidalität führt. Auch wenn aggressives Verhalten häufig abschreckend wirkt: es kann sein, dass auch die betroffene Person selbst stark unter diesen Gefühlen leidet.
  • Ungewöhnliche Verhaltensänderungen
    • Wenn dir Verhaltensweisen ungewöhnlich vorkommen, kann es sein, dass eine Person sich in Not befindet. Dazu gehört jedes plötzliche und untypische Verhalten, z.B. wenn eine zuvor schwer depressive Person auf einmal fröhlich oder erleichtert erscheint.

Die Gefährdung einschätzen
und Hilfe holen

Gerade wenn zusätzliche Risikofaktoren, wie beispielsweise Suizidversuche in der Vergangenheit oder wahnhafte Symptome auftreten, sollten Außenstehende besonders aufmerksam sein. Für die nächsten Schritte gilt: je stärker die Gefahr, desto schneller sollten Hilfsangebote einbezogen werden. Wir erklären dir, wie du zwischen akutem Risiko und moderatem Risiko unterscheidest und wie du dann am besten handelst.

Es besteht Lebensgefahr.
Suche schnell Hilfe!
Lass die Person nicht alleine!

  • Rufe sofort den Rettungsdienst 112 an.
  • Lass die Person nicht alleine. Wenn du nicht bei der Person bleiben kannst, hole jemanden dazu, der bei der Person bleiben kann, bis der Rettungsdienst eintrifft.
  • Wenn du weitere Personen mit einbeziehst, bespreche das mit der/dem Betroffenen und kündige es an.
  • Entferne wenn möglich Suizidmittel oder stelle sicher, dass diese nicht zugänglich sind.
  • Erkläre dich sich nicht damit einverstanden, einen Suizidplan geheim zu halten.

Es besteht ein erhöhtes Risiko.
Wenn du dir Sorgen machst –
bleib dran und sei für die Person da.

  • Suizidgedanken sollten immer ernst genommen werden, daher bedeutet auch diese Situation eine mögliche Gefährdungslage.
  • Ermutige die Person, mehr über ihre Gedanken und Gefühle zu erzählen und / oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  • Versuche regelmäßig und verbindlich in Kontakt zu bleiben oder andere Hilfen hinzu zu ziehen, die für die Person da sein können.
  • Sich um jemanden zu sorgen kann belastend sein. Daher denk daran: Auch du musst mit deinen Sorgen nicht allein bleiben. Ein Gespräch mit Vertrauenspersonen kann dich entlasten und dir helfen, dich zu orientieren.

Das Gespräch suchen

Für die meisten Menschen ist es ungewohnt, ein Gespräch über Suizidalität zu führen oder zu beginnen. Das kann unsicher machen. Wir wollen dir helfen Ängste und Unsicherheiten abzubauen. Daher geben wir dir im Folgenden Tipps und Formulierungen an die Hand, die du in einem solchen Gespräch verwenden kannst. Keine Sorge – Nachfragen und Zuhören macht die Situation nicht schlimmer, sondern kann entlasten und helfen.

Unsere Tipps für das Gespräch

Unsere Tipps was du in einem Gespräch vermeiden solltest

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention – Hilfe in Lebenskrisen e.V.. (2008). Suizidgefährdung: Informationen Hilfsmöglichkeiten. Zugriff am 05.08.2020 unter https://www.suizidprophylaxe.de/fileadmin/downloads/flyer/Infos_zu_Suizidgefaehrdung.pdf

National Council for Behavioral Health. How to Help Someone Who is Suicidal. Zugriff am 05.08.2020 unter https://www.mentalhealthfirstaid.org/2018/12/how-to-help-someone-who-is-suicidal/

Teismann, T. & Dorrmann, W. (2015). Suizidgefahr? Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Göttingen: Hogrefe.

Alle Fotos auf dieser Seite: © Janice Bresch; Grafik „zwei Menschen im Gespräch“: © OneLineStock.com/Shutterstock.com; Grafik „Zwei Hände“: © RussianArtist85/Shutterstock.com; Grafik „Hand mit Tasse“: © OneLineStock.com/Shutterstock.com