Collage mit drei Fotos: Foto 1 zeigt Smartphonebildschirm mit Google-Startseite in den Händen eines Mannes; Foto 2 zeigt zwei junge Frauen von vorne, die draußen sitzen, eine legt der anderen Frau eine Hand auf die Schulter; Foto 3 zeigt Frau von hinten im Gespräch mit einer zweiten Frau, die gegenüber in einem Sessel sitzt

Für Angehörige und Nahestehende

Äußert eine Person aus Ihrem Umfeld Suizidgedanken? Oder sorgen Sie sich, dass jemand möglicherweise an Suizid denkt? Suizidgedanken können erschrecken und zugleich besteht die Gefahr, es abzutun. Suizidgedanken sind immer ernst zu nehmen.

Woran erkenne ich, dass eine Person an Suizid denkt? Wie kann ich das ansprechen? Was kann ich tun? Auf dieser Website finden Sie Antworten zu diesen Fragen. Sie können helfen, mögliche Unsicherheiten und Vorbehalte zu verringern.


Wie kann ich einer suizidgefährdeten Person helfen?

Wenn Sie eines der Warnzeichen wahrnehmen, sprechen Sie die Person darauf an. Ein offenes Ohr und ein Gespräch können für Menschen in der Not einen enormen Unterschied machen! Es zeigt ihnen, dass man mitbekommen hat, wie es ihnen geht, dass man sie ernst nimmt und sich sorgt.

Nachfolgend finden Sie einige Hinweise, die im Umgang mit suizidalen Menschen hilfreich sind.


1. Das Gespräch suchen und nachfragen

One line drawing (Einlinienzeichnung) von zwei Männern, die sitzen und sich unterhalten

Sind Sie unsicher, ob jemand darüber nachdenkt, sich das Leben zu nehmen? Am besten findet man es heraus, wenn man direkt nachfragt. Suchen Sie in einem passenden Moment das Gespräch. Durch das direkte Fragen nach Suizidgedanken wird ein Mensch, der keine Suizidgedanken hat, auch keine solchen Gedanken entwickeln.

Hinweis

Wenn Sie das Gefühl haben, selbst nicht mit der Person sprechen zu können, dann bitten Sie jemand anderes, dies zu tun.

Auch wenn jemand nicht mit Ihnen reden möchte, versuchen Sie mit der Person zusammen herauszufinden, mit wem sie sonst sprechen könnte.

Sorgen Sie für eine ruhige Gesprächssituation mit ausreichend Zeit. Fragen Sie zu Beginn eines solchen Gesprächs, wie es der Person geht. Des Weiteren können Sie Ihren Eindruck und Ihre persönlichen Sorgen schildern, z.B.

  • „Ich habe den Eindruck, dir geht es nicht gut.“
  • „Ich habe Angst, dass du dir etwas antust.“
  • „Ich habe gemerkt, dass [Abschiedsbrief geschrieben, persönliche Sachen verschenkt, im Internet nach Suizidmethoden recherchiert] und glaube, dass du dir das Leben nehmen willst.“
  • „Ich mache mir Sorgen, weil ich bemerkt habe, dass du in letzter Zeit … .“1

(Hinweis: Die hochgestellten Zahlen beziehen sich auf die Quellenangaben.)

Außerdem sind folgende Fragen besonders wichtig:

  • „Denkst du darüber nach, dir das Leben zu nehmen?“, „Kann es sein, dass du denkst, es ist besser für dich, nicht mehr zu leben?“5, „Vielleicht liege ich ja total falsch, aber kann es sein, dass du daran denkst, dir was anzutun?“5
  • „Was genau geht dir durch den Kopf?“5
  • „Musst du sehr oft daran denken?“5
  • „Hast du einen Plan, wie du dir das Leben nehmen möchtest?“, „Steht ein Datum dafür fest?“, „Hast du schon alles vorbereitet, was du dafür brauchst?“4
  • „Wem hast du davon erzählt, dass du nicht mehr leben willst?“5
  • „Hast du schon einmal versucht, dich umzubringen / dich zu töten?“5

(Hinweis: Die hochgestellten Zahlen beziehen sich auf die Quellenangaben.)

Je konkreter Suizidgedanken bzw. -pläne (bezogen auf Zeit, Ort und Suizidmethode) sind, desto höher ist die Gefährdung. Wenn es bisher keine Überlegungen zur Art des Suizides gab, bedeutet dies jedoch nicht, dass keine Gefahr besteht.

Wenn jemand einen konkreten Plan hat und bereit ist diesen in den nächsten Minuten oder Stunden durchzuführen:

Rufen Sie sofort den Rettungsdienst 112 an.
Lassen Sie die Person nicht alleine. Wenn Sie nicht bei der Person bleiben können, holen Sie jemanden dazu, der bei der Person bleiben kann, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Wenn Sie weitere Personen mit einbeziehen, besprechen Sie das mit der Betroffenen oder dem Betroffenen und kündigen Sie es an.
Entfernen Sie mögliche Suizidmittel oder stellen Sie sicher, dass diese nicht zugänglich sind.
Erklären Sie sich niemals damit einverstanden, einen Suizidplan geheim zu halten.

Wenn eine Person keine konkreten Pläne hat:

Bedeutet das nicht, dass sie außer Gefahr ist. Suizidgedanken sollten immer ernst genommen werden. Ermutigen Sie die Person, mehr über ihre Gedanken und Gefühle zu erzählen und / oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.


One line drawing (Einlinienzeichnung) von zwei Händen, die sich fast einander berühren

2. Da sein und zuhören

Seien Sie da und nehmen Sie sich Zeit und Ruhe für ein offenes Gespräch. Lassen Sie die Person erzählen und hören Sie erstmal einfach nur zu. Manchmal kann es einer Person schwer fallen, zu erzählen und Worte für ihren Zustand zu finden. Zeigen Sie Verständnis und versuchen Sie zu vermitteln, dass Sie sich für die Person ehrlich interessieren und dass Sie für sie da sind, z.B.

  • „Das stelle ich mir sehr belastend für dich vor.“
  • „Das tut mir leid, dass es dir so schlecht geht.“
  • „Was kann ich für dich tun?“5
  • „Kann ich dich irgendwie unterstützen?“5

(Hinweis: Die hochgestellten Zahlen beziehen sich auf die Quellenangaben.)

Auch wenn Sie die Schilderungen vielleicht nicht ganz nachvollziehen können, akzeptieren Sie die Gedanken und Empfindungen der betroffenen Person. Wenn jemand leidet, kann es schon sehr hilfreich sein, wenn jemand zuhört, ohne zu urteilen und zu bewerten.

Hilfreich in einem solchen Gespräch ist:

Leicht entsteht für Betroffene ein Gefühl von Einsamkeit oder eine Last zu sein. Dies gilt es, zu vermeiden:

  • Moralische Vorhaltungen machen, z.B. „So was darfst du nicht denken.“, „Sei nicht so egoistisch.“
  • Nicht ernst nehmen, bagatellisieren, z.B. „Das ist doch alles nicht so schlimm.“3, „Morgen scheint die Sonne wieder.“1
  • Kritik äußern oder Vorwürfe machen, z.B. „Du machst Anderen das Leben schwer.“
  • Person oder Gedanken be- oder abwerten, z.B. „Das sind doch total bescheuerte Gedanken.“5, „Anderen geht es doch viel schlechter als dir.“5, „Aber deshalb bringt man sich doch nicht um.“5
  • Vorschnelle Änderungsvorschläge
  • Provozieren, z.B. „Das machst du doch eh nicht.“1
  • Sachen versprechen, die nicht eingehalten werden können

(Hinweis: Die hochgestellten Zahlen beziehen sich auf die Quellenangaben.)


3. Für sich selbst sorgen

One line drawing (Einlinienzeichnung) von einer Hand, die eine Tasse mit einem dampfenden Getränk hält

Die Begleitung eines suizidalen Menschen kann belasten, ängstigen oder überfordern. Sprechen Sie mit anderen Personen und nehmen Sie bei Bedarf Kontakt mit einem Hilfsangebot auf.


1 [AUSWEG]LOS by [U25]. (2019). Lebensmüde? – Sprich darüber! Infos für Jugendliche und junge Erwachsene. Broschüre kann unter www.ausweglos.info angefragt werden

2 [AUSWEG]LOS by [U25]. (2019). Krisen und Selbsttötungsabsichten bei jungen Menschen: Informationen für Eltern, Lehrkräfte & Fachkräfte der Sozialen Arbeit.Broschüre kann unter www.ausweglos.info angefragt werden

3 Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention – Hilfe in Lebenskrisen e.V.. (2008). Suizidgefährdung: Informationen Hilfsmöglichkeiten. Zugriff am 05.08.2020 unter https://www.suizidprophylaxe.de/fileadmin/downloads/flyer/Infos_zu_Suizidgefaehrdung.pdf

4 National Council for Behavioral Health. How to Help Someone Who is Suicidal. Zugriff am 05.08.2020 unter https://www.mentalhealthfirstaid.org/2018/12/how-to-help-someone-who-is-suicidal/

5 Teismann, T. & Dorrmann, W. (2015). Suizidgefahr? Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Göttingen: Hogrefe.


Alle Fotos auf dieser Seite: © Janice Bresch; Grafik „zwei Menschen im Gespräch“: © OneLineStock.com/Shutterstock.com; Grafik „Zwei Hände“: © RussianArtist85/Shutterstock.com; Grafik „Hand mit Tasse“: © OneLineStock.com/Shutterstock.com